Gerhard Rohm / 21.01.16 / OTZ

Was machen eigentlich die Bienen im Winter? Warum erfrieren sie nicht? Gerhard Rohm, Imker aus Eliasbrunn, werden diese Fragen öfter gestellt. Heute erklärt er, wie Bienen überwintern.

Eliasbrunn. „Auch Jung-Imker suchen nach Lösungen, was sie im Winterhalbjahr am Bienenvolk tun sollen oder dürfen“, weiß Gerhard Rohm zu berichten. In jedem Fall sei Vorsicht geboten.


Der Prozess zur Vorbereitung des Wintersitzes der Bienen beginnt mit dem Abschleudern des Honigs. Die unterschiedlichen Betriebsweisen (Ein- beziehungsweise Zweiraumüberwinterung) verlangen ein unterschiedliches Herangehen. „Ich arbeite schon immer mit der Einraumüberwinterung und habe damit noch nie größere Ausfälle bei den Völkern erleben müssen“, erklärt Gerhard Rohm. Das verlange, die Völker schrittweise auf eine Zarge zurückzusetzen, überschüssige Blütenstaubwaben zu entfernen, noch nie bebrütete Waben auszutauschen oder an das Ende der Zarge zu setzen. „Dann vollziehe ich die Einfütterung in zwei Schritten von je zirka sieben Kilogramm Futter“, beschreibt der Eliasbrunner seine Vorgehensweise, „es gibt heute auch Imker, die eine Einfütterung mit der notwendigen Menge von etwa 14 Kilogramm in einem Zug den Völkern anbieten. Wichtig erscheint mir, nach etwa 14 Tagen die Menge des Futtervorrates zu überprüfen. Ich verwende dazu eine Hängewaage mit digitaler Anzeige. Die jeweilige Beute wird je an einer Seite mit eingehängter Digitalwaage angehoben und die angezeigte Menge verglichen. Zieht man das Nettogewicht der Beute ab, erhält man etwa das Gewicht des Futtervorrates.“
Traubenbildung bei Minustemperaturen

Bei Minustemperaturen ziehen sich die Bienen im Volk zu einer Wintertraube zusammen. Es ist eine Art Winterstarre. Die Bienen haben sich mit Honig voll gesaugt und wärmen vor allem die Königin bei 20 bis 30 Grad im Zentrum einer Traube. Die Forschung geht von zwei Theorien aus, wie Bienen in dieser Zeit leben. Eine Variante sagt, dass jeweils die am Rand der Traube sitzenden Bienen langsam mit voller Honigblase nach innen in die Traube wandern und dort die Königin beziehungsweise ansitzenden Jungbienen mit Futter versorgen. Die zweite Variante meint, dass sich die im Herbst ausgeschlüpften Jungbienen (Winterbienen) im Zentrum der Traube aufhalten und durch die gespeicherten Futterpolster und ihr längeres Lebensalter die Königin versorgen.
„Ich habe nach mehreren Versuchen die Beobachtung gemacht, dass sich der Wechsel von Bienen an der Traube von innen nach außen vollzieht“, so die Beobachtung von Gerhard Rohm. Die im Inneren sitzenden Bienen geben ihre Energie, vor allem Futter und Wärme, an die Königin und die Nachbarbienen ab. Dann drängen sie nach außen, nehmen neues Futter auf und setzen sich neu an. So „rutschen“ die einzelnen Schichten der ansitzenden Bienen immer nach. Vor allem an wärmeren Tagen im Winter ab plus sieben Grad Celsius erfolgt ein größerer Austausch. Teilweise fliegen die Bienen dann auch ins Freie, koten sich aus oder holen Wasser in das Volk.
Der Wintersitz in der Beute kann an unterschiedlichen Stellen sein. Das ist abhängig von der Art und Weise der im Sommer eingebunkerten Vorräte, der Sauerstoffzufuhr, dem Windschutz und des Wärmeschutzes in der Beute.
„Für Jung-Imker rate ich, die Bienenvölker möglichst nicht zu stören und keine Neugier walten zu lassen“, erklärt Gerhard Rohm. Eine Ausnahme gebe es: ab November/Dezember, spätestens Anfang Januar sollte eine weitere Behandlung der Völker gegen die Varroamilbe erfolgen.

„Behandlungsfibel“ beim Imkerverein Wurzbach

Im Imkerverein Wurzbach und Umgebung hat Gerhard Rohm dazu eine „Behandlungsfibel“ zur Verfügung gestellt, die sich im Territorium bewährt hat. In die Behandlungsgrundsätze flossen auch Erkenntnisse und Erfahrungen des Imkervereins Lichtenberg ein. Enthalten sind Hinweise zur Behandlung der Bienenvölker. Wer Interesse hat, kann das Material von Gerhard Rohm digital oder ausgedruckt erhalten.
„Gespräche mit Imkern bestätigen die Sorge, dass durch die sehr lang anhaltenden warmen Temperaturen im vergangenen Herbst in den Völkern der Futtervorrat stark abgenommen hat“, berichtet Gerhard Rohm, „die Bienen kamen nicht zur Ruhe und waren übermäßig lang auf viele Wabengassen verteilt. Ich rate allen Imkern, je nach Wetterlage, etwa Ende Februar eine erste Nachschau zum Futtervorrat in jeder Bienenbeute vorzunehmen. Bei wenig Futter sollte dann durch Zugabe von Futterteig, kein Flüssigfutter, nachgeholfen werden.“ Problematisch sei die Tatsache, dass voraussichtlich durch die warme Witterung ein großer Teil der männlichen Haselnussblüten nicht zur Reife kommen werde. „Das bedingt, dass ein Teil des im Frühjahr notwendigen Pollens territorial unterschiedlich fehlen kann“, befürchtet Gerhard Rohm, „in diesem Fall wäre auch das Nachhängen von Waben mit eingelagerten Pollen sinnvoll. Man darf gespannt sein, wie sich das Wetter im Frühjahr entwickelt.“ Auf alle Fälle werde der Imkerverein Wurzbach kontinuierlich beraten und den Mitgliedern aktuelle Hinweise zur Pflege der Bienenvölker geben.