Ulf Rathgeber / 18.07.15 / OTZ

Die 38 Mitglieder vom Imkerverein Wurzbach und Um­gebung im Frankenwald e.V. sind Selbstversorger, bieten Honig für ortsnahe Verbraucher und engagieren sich für den Umwelt und Naturschutz.

Wurzbach. Das Herz der Imker hängt an dem Wohlergehen von vergleichsweise kleinen Tieren. Bienen sind oft eine lebenslange Leidenschaft von Männern und Frauen, die sich viele Stunden ihrer Freizeit mit dem interessanten und anspruchsvollen Hobby beschäftigen.
Günter Vorsatz aus Drognitz ist als Vorsitzender des Imkervereins Wurzbach und Umgebung im Frankenwald e.V. genauso von der Imkerei begeistert wie Gerhard Rohm. Der ­Eliasbrunner ist zwar nicht Vereinsmitglied, hat aber in den vergangenen Jahren eine Reihe von Projekten mit initiiert und steht genauso wie Günter Vorsatz besonders Jung-Imkern mit Rat und Tat zur Seite.


„Wir haben aktuell 38 Mitglieder“, erzählte der Vereinsvorsitzende. Im Bereich zwischen Wurzbach und Schleiz, Hirschberg und Kaulsdorf. „Das ist ein ziemlich großes Gebiet.“ Verwaltungsstrukturen interessieren die Imker ebenso wenig, wie die Bienen begrenzte Areale.
Gründungsjahr des Vereins war 1898. Damals noch unter dem Namen „Imkerverein Wurzbach und Umgegend“. „Die erste Satzung aus dem Jahr 1905 haben wir noch“, sagte Günter Vorsatz. Die Namen der Vorsitzenden sind allesamt noch bekannt.
Ausstellungsbesuche, bei denen Honig oder Wachs präsentiert wurden, gehörten zur Arbeit in den 1920er- und 1930er-Jahren. „Bienenwachs hatte damals noch eine viel höhere Bedeutung als Honig“, sagte Gerhard Rohm. Etwa zur Verwendung bei Antriebsriemen oder als Bienenwachskerze.
Zu DDR-Zeiten wurde auch beim sozialistischen Wettbewerb um die höchste Leistung gewetteifert. „Die LPGs bezahlten damals eine Bestäubungsprämie pro Volk“, erinnert sich Gerhard Rohm. „Damals wurde die Bestäubungsleistung erkannt.“ Vor allem für Rapsfelder und Obstbaum-Kulturen. Bis vor 25 Jahren waren deswegen Wanderwagen im Oberland platziert. Aus Jena oder Halle kamen die auswärtigen Imker.
„Das Hauptziel war die Honigproduktion“, sagte Gerhard Rohm. Noch bis in die 1970er-Jahre wurden maximal vier Mark pro Kilo Honig bezahlt. „In den 80er-Jahren waren es 14 Mark, gefördert vom Staat“, sagte der Vereinsvorsitzende.
Eine schwierige Phase gab es zur Wendezeit. Die Zahl der Mitglieder sank von 15 auf sieben im Jahr 1993. Zum Vereinsjubiläum 1998 war die Zahl wieder auf zwölf gestiegen. Es gab Auszeichnungen für langjähriges Engagement in Gold (40 Jahre), Silber (25) und Bronze (15).
„Nach der Wende hat sich inhaltlich sehr viel verändert“, resümierte Günter Vorsatz. Während in der Zeit davor zumeist Mund-zu-Mund-Propaganda üblich war, gab es jetzt „eine gründliche, zielgerichtete und strukturierte Arbeit“, betonte Gerhard Rohm. Fachvorträge in Ruppersdorf haben sich zum Anziehungspunkt entwickelt.
Zwischen 60 und 80 Gäste kommen regelmäßig, um den Ausführungen auch von renommierten Wissenschaftlern zuzuhören. Eingeladen worden war zu den Themen Tag der Biene, der Bienengesundheit, der Bienenprodukte oder Landwirtschaft und Imkerei. Das gute Verhältnis zu den Verantwortlichen der Agrarbetriebe liegt den Bienenfreunden besonders am Herzen.
Die meisten Bienenfreunde stellten von Hinterbehandlung auf Magazin-Imkerei um. Eine neue Bienenart setzte sich durch. Mit höherer Leistung, sanfterem Verhalten und einer größeren Anzahl von Bienen pro Volk. Waren es früher 60 000 der nützlichen Insekten, sind es heute 90 000.
Sorgen bereiteten den Imkern Bienenkrankheiten. Früher waren es die Trachtenmilbe und die Faulbrut. „Die konnte man noch beherrschen“, so Günter Vorsatz. Den Männern und Frauen macht heutzutage die Varroa-Milbe zu schaffen. „Eine einheitliche Bekämpfung im Territorium ist wichtig“, sagte Gerhard Rohm.
Umstellen mussten sich die Imker auch in Sachen Verkauf. Die Selbstvermarktung war eine der Herausforderungen. „Die, die geblieben sind, sind alles Idealisten“, sagte der Vereinsvorsitzende. Die Wertschätzung der Bevölkerung für das gesunde Lebensmittel vom Imker von nebenan steige seit Jahren an.
Ein Positiv-Trend ist in den vergangenen Jahren vor allem bei der Mitgliederzahl zu verzeichnen gewesen. Das Projekt „Probe-Imker für ein Jahr“, hat erheblich geholfen.
Mit einer weiteren Initiative sind die Männer und Frauen um Günter Vorsatz auf die Landwirte der Region zugegangen. Eine Mustermappe mit Hinweisen für eine gute Kooperation war zum Tag der Landwirtschaft im Saale-Orla-Kreis am 15. Juni 2014 in Friesau übergeben worden. Später bei der „Grünen Woche“ in Berlin sogar an Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) und den Bauernverbandspräsident Joachim Ruckwied.
Ganz konkrete Verbesserungen im Oberland hat es schon gegeben. Frank Wolfram, Chef der Agrargenossenschaft „Lemnitztal“ in Oberlemnitz, hat Feldstreifen, sogenannte Bienenweiden, an Feldern etabliert.
Dank des Engagements von Gerhard Rohm werden die Aktivitäten der Imker auch in der Öffentlichkeit immer besser wahrgenommen. Mit einer Artikel-Serie in der OTZ hatte der Eliasbrunner spannende Details aus der Historie der Imkerei, der immens nützlichen Bestäubungsleistung oder der Verwendung von Produkten wie Wachs, Propolis oder Gelee Royal auch in der Medizin bekannt gemacht.