Dipl. Päd. Gerhard Rohm / 01.2016 / Heimatjahrbuch des Saale-Orla-Kreis 2016
Statistische Angaben bewerten die Honigbiene als Nutztier, welches neben dem Hausschwein und den Rindern an dritter Stelle der Skala steht. Als kleinste Haustiere des Menschen erfreuen sie sich einer immer größeren Beliebtheit. Das hat auch seine Berechtigung, bestäuben sie doch mehr als drei Viertel aller Wild- und Kulturpflanzenarten. Die Honigbiene ist- wie kein anderes Insekt- durch ihren Körperbau (besonders ihrer Behaarung) in vollendeter Weise an den Blütenbesuch angepasst. Ihre Blütenstetigkeit sichert den Blüten die Befruchtung mit arteigenen Pollen und ihr Zeitgedächtnis ermöglicht ihr die volle Nutzung der nur zu bestimmten Zeiten (Stunden) am Tag sich öffnenden Blüten. Rund 80% der 2000 bis 3000 heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Bestäubung durch die Honigbiene angewiesen.
Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubungsleistung beträgt in Deutschland jährlich rund 2 Milliarden EUR und weltweit etwa 70 Milliarden US-Dollar.
Die Bedeutung der Bestäubungsleistung durch die Honigbiene wurde relativ spät erkannt. Durch die Überwinterung als Volk (im Gegensatz zu den Wildbienen und Hummeln, bei denen nur einzelne Königinnen überwintern) ist die Anzahl der Bienen schon im zeitigen Frühjahr (Start mit 4000 -8000 Arbeitsbienen) in der Lage, Nektar und Pollen zu sammeln und Propolis herzustellen. So garantieren die Bienen bereits im Frühjahr die Bestäubung z. B. der Haselnuss und anderer Frühblüher. Eine Bienenkönigin legt im Jahr ca. 120 000 Eier. Eine Henne brauchte dafür 320 Jahre. In den Monaten Mai/ Juni können es bei der Bienenkönigin bis zu 1200 Eier pro Tag sein. Damit baut sie sich ein Volk von bis zu 80 000 Bienen auf.
Für 500 Gramm Honig fliegen Bienen bis zu 75.000.000 Blüten an und die Flugstrecke hierfür reicht 3-mal um die Erde. Pro Tag besucht eine Biene zwischen 2000 bis 3000 Blüten. Nur wenige Erdhummelarten überbieten die Bestäubungsleistung der Biene teilweise noch um das fünffache.
Jede Arbeitsbiene legt in ihrem Leben etwa 8 000 km zurück. Damit käme sie locker bis nach Amerika.
In Deutschland sind über 560 Wildbienenarten bekannt. Mehr als die Hälfte dieser Wildbienenarten gelten als bestandsgefährdet. Der Nutzen von Blüten bestäubenden Insekten ist unbestritten. Sie sichern die Vielfalt und oft auch den Bestand unserer Pflanzenwelt. Leider sind diese aber bedroht, weil der notwendige Lebensraum nicht oder nicht in ausreichendem Umfang vorhanden ist. Wir alle, jeder Bürger, vor allem aber Landwirte, Gartenbesitzer, Imker, Städte- und Gemeindeverwaltungen können einen Beitrag dazu leisten, dass Blüten besuchende Insekten ausreichend Nahrung und Lebensraum finden. Ich möchte nur an den oft sorglosen Umgang mit Unkrautvernichtungsmitteln (Herbizide) erinnern. Der Einsatz von Pflanzenschutz-Mitteln in der Landwirtschaft trägt ebenfalls zum massenhaften Bienensterben in Deutschland bei. Wie Recherchen des ARD-Magazins FAKT ergaben, konnte vor kurzem in Thüringen eine Verbindung zwischen Pflanzenschutzmitteln und dem Tod von mehr als 150.000 Bienen nachgewiesen werden.
Seit Jahrtausenden schon wussten die Menschen, dass Bienenhonig ein heilsames Mittel ist und schätzten ihn. Schon in der Steinzeit nutzte der Mensch Bienenhonig als Nahrungsmittel. Der Ursprung der Hausbienenhaltung mit geplanter Honiggewinnung wird im 7. Jahrtausend v. Christus in Anatolien (Türkei) vermutet.
Auch im Altertum kannte man die Nützlichkeit des Bienenhonigs und des Bienenwachses. Die alten Ägypter und die Römer nutzten den Honig nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch zur Desinfektion von Wunden. In Deutschland waren es die Zeidler (Honigsammler, Waldimker), die den Honig aus den hohlen Bäumen (vor allem Weiden) ernteten.
Bienenhonig- von Natur aus vielseitig
Heute nutzen wir die Bienenkästen (Beuten) für eine bequemere Ausbeute. Der gewonnene Bienenhonig ist ein Produkt der Natur- pur. Als Naturprodukt aus Nektar oder Honigtau von den Bienen gewonnen, ist er ein wertvolles Lebensmittel und kaum noch vom Leben der Menschen wegzudenken. Im Bienenhonig werden über 180 verschiedene Inhaltsstoffe nachgewiesen, die allerdings je nach Honigsorte variieren. Ich möchte aber darauf verweisen, dass im Bienenhonig vor allem der Anteil an Fruchtzucker, Traubenzucker und Mehrfachzucker für den menschlichen Körper wesentlich verträglicher sind, als der im Handel angebotene Raffinadezucker aus Zuckerrüben oder aus Zuckerrohr (Saccharose).
In der Zeitschrift „Hauptsache gesund“ (Ausgabe August 2014) wird nachgewiesen, dass auch Zuckerkranke (Diabetiker) Bienenhonig in angemessener Menge verzehren können.
Für den täglichen Gebrauch ist sicherlich der Bienenhonig von Interesse. Dabei gilt der Grundsatz: Nicht so viel wie möglich, sondern regelmäßig eine bestimmte Menge von ca. einem Esslöffel voll.
Um 400 v. Chr. lehrte bereits Hippokrates, dass Honigsalben Fieber senken und Honigwasser die Leistung der Athleten bei den antiken Olympischen Spielen verbesserte.
Bei den Kreuzzügen nahmen die Kreuzritter auch Bienenhonig als Heilmittel gegen Wundentzündungen (Schwerthiebe, Beilhiebe, Pfeilwunden, Speerwunden usw.) mit.
Sowohl durch Augustinus als auch im Koran wird die Heilwirkung des Honigs beschrieben (Vers 68-69) wonach die „ Biene durch Eingebung den Befehl bekommen habe, von allen Früchten zu essen und dadurch Honig herzustellen und das der Honig für den Menschen eine Heilwirkung besitzt“.
Im Bienenhonig enthalten sind auch Beistoffe in Form von Vitaminen, Mineralstoffen, Eiweiß, Aminosäuren, organische Säuren, Fermenten, Enzymen und antibakteriellen Stoffen wie z.B. Propolis. Sie ergänzen die Zusammensetzung des Bienenhonigs. Damit ist Bienenhonig nicht schlechthin nur ein Nahrungsmittel.
Auch die vorhandenen Kleinstmengen an heimischen Blütenpollen im Honig wirken sich positiv z.B. auf eventuell vorhandene Allergien aus. Pollen ist fast reines Eiweiß und im Handel als reiner Pollen erhältlich. Hier gilt allerdings Vorsicht. Im Haushalt sollte nur Pollen heimischer Pflanzen Verwendung finden, da Pollen aus anderen Gebieten oder gar Ländern die natürlichen Abwehrstoffe des Körpers belasten. Bedeutsam sind auch weitere Produkte der Bienen wie z.B. das Bienenwachs, welches für Kerzen und pharmazeutische Artikel wie Salben und Cremen verarbeitet wird. Bekannt ist auch das Bienengift, welches gegen rheumatische Erkrankungen Anwendung findet. Begehrt ist Gelee Royal, der von den Ammenbienen hergestellte Futtersaft für die Aufzucht von Königinnen.
Über die Jahrhunderte wurde der Honig infolge der Entwicklung von Verfahren zur Herstellung von Haushaltszucker (reine Saccharose) aus Zuckerrüben bzw. Rohrzucker verdrängt. Vor allem spielt Bienenhonig in der weiterverarbeitenden Nahrungsmittelindustrie fast keine Rolle. Als Alternative wird Bienenhonig deshalb besonders geschätzt. Haupterzeuger im Jahr 2013 waren Asien (459 000 Tonnen), Europa (301.000 Tonnen), Mittel- und Nordamerika (210.000 Tonnen) und Südamerika (124.000 Tonnen). Bedenkt man, dass in Deutschland nur 20% des Bienenhonigbedarfs aus eigener Produktion abgesichert wird, dann kann jeder selbst abschätzen, welcher Honig in den Großmärkten verkauft wird. Ich rate deshalb jedem, den Bienenhonig von einem gewissenhaft arbeitenden Imker aus seinem Territorium zu kaufen.
Welche Anteile enthält Bienenhonig im Wesentlichen?
- 15 bis 18 % Wasser
- 38% Fruktose (Fruchtzucker)
- 31% Glukose (Traubenzucker)
- 1 % Saccharose (Haushaltszucker)
- 5-15% Mehrfachzucker (z.B.Oligosaccharide)
- 3% Beistoffe (Säuren, Enzyme, Vitamine, Mineralien sowie Hemm- und Bodenstoffe.
Die Werte (Anteile) können sich je nach Honigsorte etwas verschieben.
Fitness aus der Naturapotheke
In klinischen Studien hat sich gezeigt, dass Bienenhonig gegen Bakterien und Entzündungen wirkt. Das liegt unter anderem an dem Inhaltsstoff „Glucose-Oxydase“. Das ist eine eiweißspaltende Substanz im Honig, die die Bildung von Wasserstoffperoxyd und Gluconsäure fördert. Diese Stoffe wirken desinfizierend und antibakteriell. Auch der hohe Zuckeranteil im Honig wirkt günstig: der Zucker entzieht den Bakterien Wasser, wodurch diese eintrocknen und absterben.
Ich möchte ausdrücklich darauf verweisen, dass die klassische Medizin damit nicht ersetzbar ist. Dennoch helfen natürliche Wirkstoffe oft, Ursachen für Erkrankungen zu beheben.
Eine Studie belegt u.a., dass Bienenhonig besser gegen quälenden Hustenreiz als mancher chemische Wirkstoff wirkt. Dazu sollte man einen Löffel Honig langsam auf der Zunge zergehen lassen.
Starkes Erhitzen des Honigs stört die entzündungshemmenden und antibakteriellen Wirkstoffe.
Honig deshalb nicht in heiße Milch oder Tee geben (nicht über 40 Grad C!).
Es empfiehlt sich, Honig mit anderen hustenlösenden pflanzlichen Wirkstoffen zu kombinieren. Typisch ist die Kombination mit Fenchel. Fenchel wirkt durch seine ätherischen Öle (Fenchol und Anethol) antibakteriell, krampflösend und schleimlösend. Fenchelsirup schmeckt angenehm und lässt sich selbst leicht herstellen:
25-30 g Fenchelfrüchte werden gerieben oder zerstoßen (erleichtert die Freisetzung der ätherischen Öle). Dann kocht man dies sofort in einem halben Liter Wasser auf. Ziehen lassen und abseien! Die Flüssigkeit abkühlen lassen (auf unter 40 Grad.) und mit 500 g Honig mischen. Drei bis vier Esslöffel Fenchelhonig am Tag unterstützen die Heilung des Hustens.
Auch Methylglyoxal (MGO) ist ein Inhaltsstoff von Bienenhonig bzw. Propolis. Dieses wirkt ebenfalls antibakteriell und antimykotisch und was hoch interessant ist: Es wirkt nahezu gegen alle Tumorzellen (nach Prof. Gerd Birkenmeier, Biochemiker an der Universität Leipzig).
Methylglyoxal ist ein starkes Zellgift. Es steckt nicht nur im Honig, sondern wird auch von Tumorzellen selbst produziert. Krebszellen haben einen stark erhöhten Zuckerstoffwechsel, wodurch MGO in einer Dosis entsteht, die eigentlich die Zelle töten müsste. Das dies nicht geschieht, liegt an speziellen Enzymen mit denen die Zelle das Gift unschädlich macht.
Diese Erkenntnis führte Krebsforscher der Leipziger Universität zu einer neuen Strategie im Kampf gegen den Krebs:
Könnte man die Bildung der schützenden Enzyme hemmen, würden Tumorzellen sich selbst vergiften und so unschädlich machen. Im Labor funktioniert dies bereits!
Honig kann Krebs nicht heilen. Aber die Strategien, die die Bienen zum Schutz vor Krankheiten entwickelt haben, sind auch für Krebsforscher eine Fundgrube für gute Ideen. Bereits heute kann Bienenhonig Krebspatienten helfen, indem er in Ergänzung zur konventionellen Therapie eingesetzt wird. Wenn durch Strahlenbehandlung Wunden oder Schleimhautprobleme auftreten, ist Honig eine mögliche naturheilkundliche Unterstützung.
Was die Qualität des Bienenhonigs angeht, so kann man sich bei unseren heimischen Sorten an einer allgemeinen „Faustregel“ orientieren: Flüssiger Bienenhonig kristallisiert nach kurzer Zeit. Der Zeitpunkt ist abhängig von der Honigsorte. Helle Honigsorten kristallisieren eher, als dunkle. Das liegt am Anteil des Traubenzuckers bzw. am Fruchtzuckergehalt. Tritt dieser Vorgang nicht auf, so wurde der Honig überhitzt (auf ca. 70 Grad C) oder mit chemischen Zusatzstoffen versehen. Beide Methoden erhalten zwar den Zuckergehalt, aber wichtige Elemente des Bienenhonigs (z,B, Enzyme, Vitamine) gehen verloren. Nur wenige Honigsorten (z.B.Robinienhonig) bleiben längere Zeit flüssig. Kühl, trocken und dunkel gelagert kann man reinen Honig guten Gewissens mehrere Jahre genießen.
In Deutschland gilt deshalb das Gesetz (Deutsche Honigverordnung): Dem Bienenhonig dürfen keine Bestandteile entzogen und keine hinzugefügt werden!
Bienenfreunde gesucht
Der Schutz und die Förderung vieler Insekten- vor allem der Honigbiene- muss in unser aller Interesse liegen, um eine positive Entwicklung der Bestände zu fördern. Leider haben sich in den letzten Jahren auch natürliche Feinde wie z.B. die Varroamilbe, oder die Faulbrut angesiedelt. Neu ist auch die Gefahr der Einschleppung des Beutenkäfers aus anderen Erdteilen bzw. Ländern in unsere Bestände.
Einen entscheidenden Beitrag zur Vermeidung oder Behebung der Schäden muss in diesen Fällen vor allem der Imker leisten. Es gibt bereits gute Erfahrungen bei der Bekämpfung der Varroamilbe. Der Vorsitzende des Imkervereins Wurzbach und Umgebung Frankenwals e.V. hat in seiner Veröffentlichung u.a. auch in der OTZ darauf aufmerksam gemacht, wie Imker durch biologische Maßnahmen den Varroabefall erfolgreich niedrig halten können. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Varroamilbe in den Völkern ständig vorhanden ist. Es kommt darauf an, die Anzahl so niedrig zu halten, damit das Einzelvolk keinen Schaden durch verletzte Jungbrut oder Virenerkrankungen davonträgt. Wie aber lässt sich dies erkennen, wo liegt die Grenze des Verträglichen und welche Maßnahmen sind zur Behandlung erforderlich? So ist die Bekämpfung der Varroamilbe nur durch ein zeitlich einheitliches Handeln im jeweiligen Territorium erfolgreich. Verseuchte Völker stecken gesunde immer wieder an. Bekämpft der Nachbarimker gar nicht oder in anderen Zeitabständen, so ist die Unwirksamkeit schon vorprogrammiert. Bienen unterschiedlicher Imker besuchen im Territorium oft auch die gleichen Blüten und übertragen auch Milben. Besonders das Einwintern der Bienenvölker mit Futter bewirkt bei ungünstigen Bedingungen das Räubern hungriger Nachbarvölker und damit die Übertragung der Milbe von einem Stand zum anderen. Mein Appell richtet sich deshalb an alle Imker- vor allem an jene, die nur ein, zwei oder drei Völker bewirtschaften. Ich wende mich auch an Imker bzw. Bienenhalter die keinem Imkerverein angehören oder sich nicht am Leben eines Imkervereins beteiligen. Sie imkern oft eigenständig und ohne gründliches Wissen zur Pflege der Völker zu haben. Ihnen „reicht“ oft die Information über das Internet oder die Aussage des Nachbarimkers. Mitunter werden sogar in Deutschland nicht erlaubte Medikamente aus anderen Ländern besorgt und angewendet.
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Das aber ist ein großer Irrtum. Der Erfahrungsaustausch, das direkte Kennenlernen von verschiedenen erfolgreichen Behandlungsschritten, der gemeinsame Bezug von Medikamenten usw. ist die beste und effektivste Methode wirksamen Handelns. Imker-Präsident Peter Maske vom Deutschen Imkerbund verweist in seinem Artikel (OTZ vom 27.Oktober 2014) auf einige berechtigte Probleme der ungeschulten Kleinimker. Dennoch sehe ich zwei Sachverhalte anders, als dort dargestellt:
Erstens teile ich nicht die Auffassung, dass Kleinimker mit wenig Völkern schlechthin eine Gefahr für den Fortbestand der Honigbiene darstellen. Im Gegenteil, wir sollten über jedes Bienenvolk dankbar sein, welches zusätzlich gehalten wird. Mit jedem Volk steigt die Bestäubungsleistung in der Natur als entscheidendes Merkmal unserer Bienenhaltung. Es kommt darauf an, den Kleinimkern das notwendige Wissen zu vermitteln und ihr Können zur Pflege jedes Bienenvolkes auszubilden. Außerdem gibt es auch noch ältere Imker, die oberflächlich und fehlerhaft imkern.
Zweitens halte ich die Orientierung zur Haltung von 8-10 Völkern pro Jungimker für unrealistisch. Bedenkt man, welche Zeit für die Bienenhaltung aufgewendet werden muss, welche finanziellen Mittel zum Aufbau und Pflege dieser Völker erforderlich sind und welcher Aufwand zur Vermarktung des gewonnenen Bienenhonigs notwendig ist, der wird zu anderen Schlussfolgerung kommen. Hier liegt ein noch großes Betätigungsfeld zentraler politischer Entscheidungen für die Schaffung günstigerer Bedingungen für die Imker z.B. allein für die Vermarktung von Bienenprodukten.
Außerdem halte ich die Gewinnung geringer Mengen eigenen Bienenhonigs für durchaus praktikabel. Kann damit der Kleinimker im Verwandten- bzw. Bekanntenkreis doch Freude bereiten. Wichtig ist der Zusammenschluss solcher Imker im Verein oder in einer Interessengemeinschaft um auch hohe finanzielle Ausgaben z.B. für eine Honigschleuder gemeinsam zu tragen und die Geräte gemeinsam zu nutzen.
Gemeinsame Verantwortung- wichtiger denn je
Bienensterben oder die Schwächung der Völker zeugen Weltweit von unangemessenen Arbeitsweisen. Nun gilt es, gemeinsam an der Überwindung von Problemen zu arbeiten. Es muss uns gelingen, das biologische Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur in einem sinnvollen und nützlichen Verhältnis zu gestalten.
Bekannt ist, dass der Imkerverein „Wurzbach und Umgebung, Frankenwald e.V.“ zum Tag der Landwirtschaft 2014 in Friesau eine Informationsmappe erarbeitete und diese an Geschäftsführer landwirtschaftlicher Betriebe übergab. Darin werden Vorschläge für die gemeinsame Verantwortung zum Schutz der Honigbiene bzw. auch der Wildbienen unterbreitet. Es könnte ein Beginn erfolgreicher gemeinsamer Zusammenarbeit sein, die künftig in schöpferischer Form einer Weiterentwicklung bedarf. Vor allem haben viele Empfehlungen grundsätzlichen Charakter und sollten von Gärtnern, Gartenbesitzern, Landwirten, Kommunalbehörden oder auch Balkongestaltern Berücksichtigung finden. Entscheidend wird sein, wie im Territorium die gemeinsame Verantwortung wahrgenommen wird. Dazu sind vor allem gemeinsame Absprachen mit den Vorsitzenden der Imkervereine oder der Imker des jeweiligen Territoriums sinnvoll. Eine weitere Unterstützung könnte auch die Tageszeitung (OTZ) in Form der Veröffentlichung von Orientierungen bzw. Handlungen, Empfehlungen (wie der Wetterbericht) für bestimmte Zeitabstände (April bis August) sein.
Im Mittelpunkt gemeinsamer Beratungen sollten folgende Themen stehen:
- Insektenfreundliche Aktivitäten auf den Feldern, Wiesen, Garten-, Grün- und Restflächen
(keine Verwendung insektengefährlicher Chemikalien wie Pestizide, Insektizide, Fungizide, Neonicotine usw.), Sprühen in die offene Rapsblüte in der Zeit von 10.00 bis 18.00 Uhr bei schönem oder warmen Wetter unterlassen, was auch für das Abmähen von Flächen mit Pflanzen im blühenden Zustand (Löwenzahn, Weiß- oder Rotklee, Luzerne usw. von 10.00 bis 18.00 Uhr) gelten sollte. - Ausbringen von Zwischenfrüchten wie Sonnenblumen, Senf, Hederich, Luzerne oder
Weißklee möglichst in der Nähe von Bienenständen. - Einrichten von ca. 10,00 Meter breiten Blühstreifen an großen Schlägen.
- Absprachen, wo das Pflanzen geeigneter Bäume (Laub-, bzw. Obstbäume oder blühende Ziersträucher) wie Haselnuss, Birke, Saalweide, Linde, Stieleiche, Edelkastanie, Schlehen, Holunder, Ahorn, Eberesche usw. sinnvoll angebracht ist. Sie sichern Windschutz, spenden Pollen und geben Erdbrütern neuen Lebensraum. Initiativen gibt es bereits vom Bürgermeister der Gemeinde Remptendorf – Thomas Franke. So wurde in Gahma eine brachliegende Fläche mit insektenfreundlichen Bäumen und Sträuchern neu bepflanzt. Der Vorsitzende der Agrargenossenschaft Lemnitztal- Herr Frank Wolfram- signalisierte das Einrichten von Blühstreifen an großen Flächen und die Information an Imker der Territoriums bei insektengefährlichen Feldarbeiten.
- Beachtung der Flugzeiten von Insekten, besonders der Honigbiene bei sonnigem oder warmen Wetter bzw. Temperaturen. Raps ist eine Massentracht für Bienen und anderer Insekten. Landwirte und Imker brauchen deshalb gesunde Rapsschläge, was auch durch den Einsatz neuer Maschinen und Technologien (z.B. Fit Bee) positiv
beeinflusst werden kann.
Möglichkeiten zur Verbesserung des Pollenangebotes für Bienen und andere Insekten im jeweiligen Territorium
- Der Pollen dient den Insekten vor allem als Eiweißquelle für die Eigenversorgung und der Aufzucht ihrer Nachkommen mit Proteinen.
- Vor allem für die Herstellung des Futtersaftes bei der Aufzucht der Brut ist Pollen unverzichtbar. Das Pollenangebot wirkt sich auch auf Prozesse der Vererbung, der Gesundheit eines Volkes und der Bestäubungsleistung aus.
- Frühjahrsblüher wie Hasel, Weide, Krokus, Narzissen usw. leisten einen wichtigen Beitrag.
- Das Anlegen von Bienenweiden oder Blühstreifen gewinnt immer mehr an Bedeutung (Phacelia, Senf, Hederich, spez. Mischungen blühender Pflanzen).
- Das Pflanzen von Trachtpflanzen sollte mehr gefördert werden (Ahorn, Robinie, Linde, Edelkastanie, Stieleiche).
- Das Pflanzen von Feldgehölzen und Hecken (Weiden, Schlehen, Wildrosen, Haselnuss, Holunder, Liguster, Weißdorn, Schneebeere usw.) sollten allgemein wieder als Form zum Schutz verschiedener Arten und als Windschutz erkannt und gestaltet werden.
Wichtige einheimische Pollenspender:
Bäume: Birke,Weide, Buche, Kiefer, Tanne, Fichte, Eiche, Esche, Ulme, Eibe,
Hainbuche, Erle, Lärche
Sträucher: Hasel, Ginster, Wacholder, Holunder, Wilder Wein, Roseneibisch,
Fingerstrauch
Gräser: Ampfer, Sauergräser, Wegerich, Wiesenraute, Johanniskraut,
Beifuß, Brennessel, Kräuter wie Thymian, Lavendel, Boretsch, Weinraute
Feldkulturen: Mais, Mohn, Hopfen, Hanf,
Wichtige einheimische Nektar- und Pollenspender :
Bäume: Obstbäume, Linde, Edelkastanie, Robinie, Ahorn, Rosskastanie
Sträucher: Himbeere, Brombeere, Weißdorn, Schlehe, Weide, Faulbaum, Fette Henne,
Sommerflieder, Heckenkirsche, alle Beerensträucher
Gräser: Löwenzahn, Schafgarbe, Distel, Bärenklau, Goldmohn, Malve, Kornblume
Feldkulturen: Raps, Klee, Luzerne, Fenchel, Sonnenblumen, Phacelia, Senf
Vor dem Hintergrund der Auswirkungen von Klimawandel und extensiver Landwirtschaft ist es heute wichtiger denn je, den Erhalt vieler Insekten- besonders der Honigbiene- durch kombinierte Maßnahmen auf eine sichere und Erfolg versprechende Grundlage zu stellen.
Das kann nur als gesamtgesellschaftliches Anliegen umgesetzt werden, wobei Landwirte, Gärtner und Imker vor Ort eine besondere Verantwortung tragen.
Die Sicherstellung eines reichen und gesunden Nahrungsangebotes in der Natur, Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Bienenvölker vor allem durch jeden Imker muss dabei ein Anspruch aller sein.